Manchmal klappt der Berufsstart nicht wie geplant. Ich meinen Coachings tauchen oft ähnliche Situationen und Fragen auf. Ich habe vier Beispiele aus dem richtigen Leben ausgewählt.
Frage 1: Spielt die Branche beim Berufsstart eine Rolle?
„Wie wichtig ist es, in welcher Branche und in welchem Bereich der erste Job ist? Ist es möglich z.B. nach 2 Jahren im Job nochmal in eine andere Branche zu wechseln?“
Auf diese Frage ein klares „Ja“ von mir. Ein Branchenwechsel ist immer möglich – nicht nur nach den Berufseinstieg. Entscheidend ist die Position, die jemand im Unternehmen hat. Wenn Sie im Projektmanagement, dem Controlling, der IT oder HR sind, spielt der Wirtschaftszweig kaum eine Rolle. In diesen Berufsbereichen sind Fachwissen und die Erfahrung gefragt. Spezielle Themen einer Sparte lassen sich schnell dazu lernen. Wichtig ist eine gute Begründung für den Wechsel. Fragen Sie sich vorher:
Bringen Sie möglichst viel über Wunsch-Branche in Erfahrung. Fragen Sie Menschen aus dieser Branche, warum es denen dort gut gefällt. So können Sie vielleicht sogar wertvolle Kontakte herstellen. (XING / LinkedIn)
Frage 2: Was tun, wenn der erste Job mir nicht gefällt?
„Was ist, wenn mir der erste Job nicht zusagt, ich andere Erwartungen hatte, keine Entwicklungsmöglichkeiten sehe? Ist es dann nicht ratsam, sich nochmal umzuorientieren?“
Auch auf die Frage ein klares „Ja“ von mir. Wenn Ihnen der erste Job nicht gefällt, sollten Sie auf jeden Fall nach einem neuen Job suchen. Wenn Sie etwas tun, was Ihnen keinen Spaß macht – verlieren Sie viel Lebensfreude und im schlimmsten Fall werden Sie krank.
Bevor Sie sich nun auf die Suche machen, stellen Sie sich folgende Fragen:
Erst wenn Sie genau wissen, was Sie wollen und können, sollten Sie sich auf die Suche nach einem neuen Job machen.
Frage 3: Jobwechseln nach kurzer Zeit?
„Nach meinem Studium habe ich angefangen im Projektmanagement zu arbeiten. Die Stelle und das Team haben mir viel Spaß gemacht. Leider habe ich die Probezeit auf Grund der mangelnden Auftragslage nicht überstanden. Nach einer neuen Stelle habe ich lange gesucht (10 Monate).Dann habe eine Stelle in einem komplett anderen Bereich angenommen, um endlich wieder Arbeit zu haben. Nun stelle ich fest, dass ich mit der Stelle überfordert bin, da mir einfach das fachliche Wissen in diesem Bereich fehlt. Jetzt habe ich eine interessante Stelle in Bereich Projektmanagement gesehen. Meine Frage: Soll ich auf der aktuellen Stelle "durchziehen", um nicht als Jobhopper dazustehen? Oder mich auf die PM Stelle bewerben, als Chance wieder im Projektmanagement arbeiten zu können?“
Hier ist die Antwort nicht so ganz einfach, je nachdem wie lange jemand auf der zweiten Stelle ist.
Für den ersten Stellenwechsel ist der Arbeitgeber verantwortlich, da er trotz schlechter Auftragslage Personal eingestellt hat. Das kann jeder neue Arbeitgeber verstehen und das wird sicher nicht der Bewerberin oder dem Bewerber zugeschrieben. So etwas passiert im Berufsleben.
Wenn jemand sich mit einer Stelle überfordert fühlt, wird das auf Dauer keine Erfolgsgeschichte. Es bedeutet Stress und kann langfristig krank machen. Die Probezeit ist ja genau dazu da – zu entscheiden, ob der Job und das Unternehmen zu mir passen.
Wenn der Job insgesamt spannend ist, mit dem derzeitigen Arbeitgeber sprechen, ob er bereit ist, fachliche Weiterbildungen zu fördern.
Wenn der Job nicht passt, dann nach einem neuen Job suchen.
Hier gilt wie bei den zwei anderen Fragen: klären Sie genau warum Sie ins Projektmanagement wollen.
Es ist sicher ein holperiger Start in das Berufsleben. Wenn die Entscheidungen begründet und nachvollziehbar sind, wird es einen potenziellen Arbeitgeber überzeugen.
Frage 4: Was tun bei Überforderung im ersten Job?
„Direkt nach meinem Masterabschluss, habe ich angefangen in einem Start-Up zu arbeiten. Meine erste richtige Festanstellung, die ich durch Beziehungen gefunden habe. Mir hat die Aufgabenbeschreibung und das Unternehmen gefallen. Außerdem hatte ich Angst aufgrund der aktuellen Corona-Lage, keinen Job zu finden. Ich habe mir meine Aufgaben und die Arbeit ganz anders vorgestellt. Mir fehlt einfach die Struktur. Mir ist nicht einmal genau klar, wie mein Aufgabenbereich abgegrenzt wird. In der Firma wird viel Englisch gesprochen. Ich war noch nie gut in Sprachen. Aufgrund meiner Schüchternheit ist es mir unangenehm Englisch zu sprechen.
Am 30. September hatte ich die letzte Prüfung und am 01. Oktober habe ich bereits angefangen zu arbeiten. Ich bin mehr oder weniger von einem Stress in den anderen hineinkatapultiert worden. Irgendwie ist bei mir die Luft raus. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich würde gerne Einsatz und Elan zeigen und motiviert sein für den neuen Job. Ich würde meinem Chef gerne beweisen, dass ich wirklich was auf dem Kasten habe und dass ich die Anstellung verdient habe. Am Wissen und Können liegt es nicht, sondern an mangelnder Motivation und Elan und der Angst zu versagen.“
Eine schwierige Situation. Das hört sich sehr stressig an und das führt früher oder später zu einer Erkrankung.
Es ist auch ein Beispiel, wie wichtig es ist zwischen Studienabschluss und Start ins Berufsleben eine Pause einzulegen. Mindesten vier Wochen so etwas wie Urlaub, aber auf jeden Fall Entspannung sollte sich jeder gönnen. Einfach die Akkus wieder auftanken.
Das in der Firma viel Englisch gesprochen wird, war sicher schon vor dem Start bekannt. Wenn jemand Angst hat eine Fremdsprache beruflich zu nutzen, gibt es zwei Möglichkeiten:
Heute ohne eine Fremdsprache wie Englisch über die Runden zu kommen, ist allerdings sehr schwer – besonders für Akademiker:innen.
Angst zu haben ist nichts Ungewöhnliches. Angst macht uns vorsichtig und schützt uns vor zu großen Wagnissen. Angst im Berufsleben ist ein schlechter Ratgeber. Wer aus Angst einen Job annimmt, weil sonst vielleicht Arbeitslosigkeit droht – macht einen Fehler. Um sich für einen Job zu entscheiden, sollten Sie genau hinschauen und viele Fragen zum Aufgabenbereich und zum Unternehmen stellen. Nur mit diesen Informationen können Sie eine gute Entscheidung fällen.
Einen Job über Beziehungen zu bekommen ist keine Schande, aber auch hier gibt es zwei Seiten. Wenn Sie einen Fürsprecher haben, dann sind Sie nicht objektiv in Ihrer Berufswahl – so ein Angebot können Sie ja nicht ausschlagen. Beim neuen Arbeitgeber sind vielleicht Erwartungen entstanden, die Sie gar nicht erfüllen können.
Den Berufseinstieg bei einem Start-Up-Unternehmen, halte ich nur begrenzt für eine gute Idee. Denn genau in diesen Unternehmen fehlt Struktur, alles ist ein bisschen chaotisch. Jemanden mit Berufserfahrung bringt das nicht aus der Ruhe. Für Berufsstarter:innen ist es purer Stress, weil sie keine klaren Aufgabenbereiche haben und auch meist eine Organisationsstruktur fehlt. Wichtig ist es Fragen zu stellen, wenn Aufgabe und Verantwortung nicht klar sind. Nur wer Fragen stellt kann unendlich viel Lernen.
Was könnte der Fragende jetzt tun?
Das Gespräch mit seinem Chef suchen und genau über diese Ängste und Panik sprechen. Nicht im Sinne von Jammern, sondern mit eigenen Vorschlägen zur Lösung dieses Problems. Vorschläge könnten z.B. sein
Welche Fragen oder Erfahrungen haben Sie zum Thema Berufseinstieg?
Schreiben Sie gern eine Mail oder einen Kommentar.
Ich beantworte Ihre Fragen gern.
Erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Lassen Sie uns miteinander reden.