Jedes Coaching beginnt bei mir damit, das Ziel mit der Klientin oder des Klienten festzulegen. Daran werden wir den Erfolg des Coachings am Ende messen.
Der erste Termin
„Was würden Sie gerne in dieser Sitzung besprechen? Meine Klientin erzählt mir, dass sie an ihrem Arbeitsplatz oft gestresst und unzufrieden sei.
Ich frage sie nach besonderen Ereignissen am Arbeitsplatz. Sie berichtet von ihrem jährlichen Mitarbeitergespräch. Sie war danach völlig frustriert, da es weder wertschätzend noch offen war. Ein Dialog hatte eigentlich nicht stattgefunden.
„Was würden Sie gerne durch das Coaching ändern?“ „Ich weiß es gar nicht so genau. Ich möchte gelassener werden, mehr in mir ruhen.“
„Woran würden Sie merken, dass Sie das erreicht haben?“ „Ich wäre abends nicht so erschöpft! Ich hätte wieder mehr Energie, würde mich mit Freunden treffen, meine Freizeit genießen!“
Das Umfeld
Ich frage nach ihrem sozialen Umfeld: Welche Personen sind wichtig für sie? Ich möchte herausbekommen, wessen Rat sie sucht und schätzt. Wer hat Einfluss auf sie? Wer war oder ist ein Vorbild für sie?
Der Job
Als nächstes geht es um den Job: Wie kam es zu ihrem Berufsweg? Was hat sie motiviert, genau diesen Weg zu gehen? Wie kam es zu der Entscheidung?
Bei ihren Antworten achte ich besonders auf die Formulierungen, die sie wählt und mir fällt auf:
Ich höre ganz viel „muss“, anstrengend, hoher Zeitaufwand
Glaubenssätze und Antreiber
Unser Verhalten wird von Glaubenssätzen und inneren Antreibern beeinflusst. Oft sind einem selbst diese Antreiber und Glaubenssätze gar nicht bewusst. Während ich meiner Klientin zuhöre, wird für mich deutlich: Meine Klientin hat alle Ziele durch Fokussierung und Verzicht erreicht. Echten Stolz auf die eigene Leistung kann ich allerdings nicht erkennen.
Ein Bild entsteht
In meinem Kopf entsteht ein Bild. „Während ich Ihnen zuhörte, ist ein Bild in meinem Kopf entstanden – darf ich es Ihnen beschreiben?“
Meine Klientin willigt ein. „Ich sehe einen Menschen, der einen großen Felsblock ein Berg hinaufzieht. Das ist extrem anstrengend. Als dieser Mensch endlich auf dem Gipfel ankommt, ist er am Ende seiner Kräfte. Die unglaublich schöne Aussicht kann er nicht mehr genießen.“
„Ja, das kenne ich gut. Ich fühle mich auch oft am Ende meiner Kräfte. Aber bei mir ist es kein Felsbrocken, sondern eine große schwere Kugel. Die Kugel ist an mein Bein gekettet und ich ziehe sie permanent hinter mir her. Wie eine Gefangene.“
Während ich die Kugel auf meinem Blatt skizziere, verändert sich die Mimik und die Körperhaltung meiner Klientin.
Ich frage nach: „Was erleben Sie gerade?“ „Ich wurde gerade ganz traurig.“
„Können Sie sagen, was Sie traurig macht?“ „Ich habe eigentlich noch nie darüber nachgedacht, was ich will. Das möchte ich im Coaching herausfinden! Und am Ende soll die Kugel weg sein, und ich spüre sie nicht mehr!“
Ziel und Hausaufgabe
Für unsere erste Sitzung sind wir am Ende. Meine Klientin hat ein klares Ziel vor Augen: Am Ende des Coaching will ich wissen, was ich will“ - Diese Frage steht nun im Mittelpunkt des Coaching-Prozesses.
Nun bekommt meine Klientin eine „Hausaufgabe“ von mir. Bis zu unserer nächsten Sitzung, soll sie ich an die vielen Situationen erinnern, die sie als fröhlich, leicht und unbeschwert erlebt hat. Sie soll alles aufschreiben, um sich gut erinnern zu können. Diese Momente freizulegen, kann ein großer Schritt auf dem Weg zu ihrem Ziel sein.
In den nächsten Sitzungen haben wir an diesem Thema weitergearbeitet. Wenn ich mit meinen Coachee arbeite habe ich kein festes Schema, denn es hängt immer vom Anliegen der Person ab.
Meine Tools und Methoden
Als systemischer Coach möchte ich immer wissen:
In diesem Fall habe ich mich für die schönen Erinnerungen entschieden. Meiner Coachee sollte wieder bewusst werden, dass ihr Leben viele schöne Momente hatte. Die Erinnerungen und Bilder, die dabei entstehen, können im Prozess weiterhelfen.
Zum Beispiel:
Meine Aufgabe ist es, die richtigen Tools auszuwählen. Klar habe ich ein paar Lieblings-Tools wie das „innere Team“ nach Friedemann Schulz von Thun.
Ich arbeite gern mit Struktur-Aufstellungen nach Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer. Wechselwirkungen im privatem oder beruflichen Umfeld lassen sich so gut erkennen.
Bilder sind oft ein Schlüssel zum Unbewussten.
Die Werte meiner Coachee sind wichtiger Bestandteil eines Coachings, genauso wie die Bereitschaft für das eigene Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Außerdem bin ich immer auf der Suche nach neuen Tools und Methoden, um meine Kompetenz zu erweitern.
Gutes Zuhören, das besondere an Sprache des Coachee zu erkennen, gehören zu den Grundtools eines jeden Coach.
Das wichtigste bleibt für mich: der Tool muss zu meiner Coachee passen. Sie muss sich wohlfühlen.
Wie es weiterging
Die Erinnerung an die schönen Momente war schwierig und wir mussten lange gemeinsam danach suchen.
Das Selbstbewusstsein meiner Coachee wuchs langsam. Nach ein paar Sitzungen konnte sie sich von dem Satz „Man muss tun, was das Umfeld erwartet.“ verabschieden. Das öffnete ihr den Weg zu ihren persönlichen Wünschen und Träumen.
Ihre Lösung:
Arbeitszeit reduzieren, sich nicht ständig neue Aufgaben „verpassen“ lassen. Außerhalb des Jobs Dinge zu tun, die ihr am Herzen liegen.
Das Fazit meiner Coachee
"Unsere Gespräche waren offen, intensiv und spannend. Themen, die mich bewegen
erscheinen durch eine Frage von Ihnen oder eine Anregung plötzlich in einem anderen Licht.
Der Blick auf die Dinge verändert und weitet sich. Sie gaben mir das Gefühl, offen über Themen reden zu können, die mich bewegen. Ich fühlte mich professionell und kompetent beraten, mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen, da die Arbeit an der eigenen Person mitunter äußert anstrengend sein kann.“
Haben Sie manchmal auch das Gefühl, da ist etwas undefinierbares in mir?
Wie wäre es, dem ein Bild zu geben?
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