Eine Frage: Kennen Sie Ihre Fluktuationsrate? - Nein?
Dann gehören Sie zur Mehrheit der deutschen Unternehmen. Das sollte Sie allerdings nicht beruhigen, sondern aufrütteln.
Wie viele Mitarbeiter verlassen während der Probezeit ein Unternehmen?
Bei mittleren und kleinen Unternehmen in Deutschland sind es aktuell etwa 30 % - Eine recht hohe Fluktuationsrate, denn d.h. jede dritte Neueinstellung endet bereits in den ersten sechs Monaten der Anstellung.
Insgesamt liegt die durchschnittliche Fluktuationsrate in Deutschland (Stand: 2021) bei 30 %. Dieser Wert hält sich schon seit Jahren. Ich finde ihn bedenklich hoch.
Fluktuation bedeutet, es werden ausschließlich Kündigungen erfasst, die Angestellten selbst eingereicht haben. Die Berechnung der Fluktuationsrate ist ein wichtiges Kriterium für einen Gesamtüberblick. Wichtig sind diese zusätzlichen Aspekte
Welche Fluktuationsrate ist normal
Diese Frage greift ebenfalls zu kurz.
Sicher als Personalleiterin war ich manchmal froh über eine Kündigung von einem Mitarbeiter. Wenn es jemand war, der weniger leistete als andere, hohe Fehlzeiten hatte und wenig motiviert war. - So eine Kündigung hat mir Arbeit und Trennungs-Kosten erspart.
Die Neubesetzung hat trotzdem viel Geld gekostet.
Bei anderen, die wirkliche Spezialisten auf ihrem Gebiet waren oder herausragende Führungskräfte waren, haben diese Kündigungen echte Löcher gerissen und dem Unternehmen mehr als weh getan.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben nicht ein lebenslang im Unternehmen. Es ist genauso wichtig, "frische Ideen" ins Unternehmen zu holen. Aber jeder Weggang reißt Lücken und unter Umständen geht Know-how verloren. Dies gilt es zu steuern. Daher ist es wichtig, die Gründe für die Fluktuation im Unternehmen zu kennen.
Fluktuationskosten - Personal zu ersetzen kostet Geld
Durch die Kündigung einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters entstehen Kosten. Aber wie hoch sind die eigentlich?
Wo entstehen Kosten:
Ein Arbeitszeugnis erstellen, abmelden aus den Sozialversicherungs-Systemen und beim Finanzamt - das alles verbraucht Arbeitszeit und kostet damit Geld.
Wenn es sich um eine Schlüsselposition handelt, wird die betreffende Person eventuell für die Dauer der Kündigungsfrist freigestellt - d.h. Kosten ohne Leistung.
Vielleicht werden auch Anwalts- und Gerichtskosten fällig
Urlaub, der nicht genommen wurde, muss ausbezahlt werden
Außerdem ist während der Kündigungsfrist mit Minderleistung oder einer Krankmeldung zu rechnen.
Dadurch negative Stimmung im Team und weniger Leistung.
Kosten für die Personalsuche - ggf. über eine externe Agentur oder zusätzliche Belastung der Personalabteilung.
Erstellen von Personalanzeigen, Durchsicht der Bewerbungsunterlagen, Schriftverkehr mit den Bewerberinnen und Bewerben, Zeit für Bewerbungsgespräche oder andere Auswahlverfahren
Arbeitsverträge schreiben, Firmenausweis, Personalakte anlegen
Jemand muss die Einarbeitung - das Onboarding - übernehmen, vielleicht sind Schulungen erforderlich
vielleicht müssen Sie ein höheres Gehalt zahlen.
Zunächst erhalten Sie weniger Leistung für Ihr Geld, je nachdem wie lange die Einarbeitungszeit dauert.
Das alles sind noch einmal nicht zu unterschätzende Kosten.
Aber eine Kündigung hat noch andere Auswirkungen:
Fluktuationskosten - Lassen Sie uns rechnen:
Ein Beispiel
Das durchschnittliche Bruttoeinkommen 2021 in Deutschland betrug 49.200 EUR -
das entspricht einem Monatseinkommen von 4.100 EUR
Urlaubsanspruch 30 Tage / Jahr
Kündigungsfrist 6 Wochen / Quartalsende
Der Mitarbeiter kündigt fristgerecht - und meldet sich parallel dazu krank
Monatsgehalt
4.100 EUR
Lohnfortzahlung
in Monaten
1,5
zzgl. Anteil zur SV 20 %
1.230,00 EUR
Kosten
7.380,00 EUR
Der Mitarbeiter hat noch einen Resturlaub von 10 Tagen, der ausgezahlt werden muss
Tagessatz
190,70 EUR
Anzahl Tage
10
381,40
2.288,37 EUR
Eine Kollegin übernimmt die Vertretung und bekommt entsprechende Überstunden vergütet pro Monat -
ausgehend von einer Personalsuche von ca. 6 Monaten
Überstundensatz
29,62 EUR
Stunden monatlich 40 für 6 Monate
2.288,40
8.531,79 EUR
Verwaltungskosten für Austritt pauschal
2.000,00 EUR
Da Sie nicht genügend Kapazität im Personalbereich haben, beauftragen Sie einen Vermittler
Jahresgehalt
49.200 EUR
Vermittlerprovision
30%
14.760,00 EUR
Zeit für Bewerbungsgespräche für 3 Kandidatinnen oder Kandidaten
Anzahl Stunden
12
Kosten pro Stunde
200,00 EUR
480,00 EUR |
2.880,00 EUR
Kosten für Onboarding und Verwaltungsaufgaben - pauschal
8.000,00 EUR
Gesamtkosten für die Neu-Besetzung der Stelle
45.840,16 ,00 EUR
Sie kommen also fast auf ein Jahresgehalt, wenn Sie eine Stelle neu besetzen müssen.
Lohnt es sich da nicht, über Fluktuationsraten im Unternehmen den Überblick zu haben?
Sie können viel Geld sparen, wenn es Ihnen gelingt, die Fluktuationsrate zu verändern - sprich zu senken.
Dazu brauchen Sie eine genaue Sicht auf die Ursachen und Gründe, die zu dieser Fluktuation führen. - Die können durchaus in den verschiedenen Bereichen eines Unternehmens variieren.
Fazit
Die durchschnittliche Fluktuationsrate in Deutschland liegt seit Jahren bei ca. 30 %.
Das bedeutet für ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern - jeder dritte Mitarbeitende verlässt innerhalb eines Kalenderjahres ein Unternehmen.
Wenn wir das Durchschnittsgehalt ansetzen, belaufen sich die Kosten - wenn Sie die Stelle neu besetzen - auf 46.000 EUR
Wenn 30 Mitarbeiter gehen, sprechen wir über Kosten von 1.380.000 EUR - welches Unternehmen kann und will sich das leisten?
Es gibt viele Maßnahmen, um die Fluktuationsrate zu verändern:
Sie können also eine Menge Geld sparen und zufriedene Mitarbeiter haben, wenn Sie bei den Gründen für die Fluktuation genau hinschauen.
Der Blick von Außen kann dabei helfen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Fluktuation im Unternehmen?
Schreiben Sie mir gern eine E-Mail: judith@judith-eggers.eu oder hinterlassen Sie einfach einen Kommentar
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