Die Gründe, die meine ersten Klienten in die Selbständigkeit führten: sie wollten endlich eigenverantwortlich handeln können.
Viele Jahre habe ich als Coach in Personal-Abbau-Projekten gearbeitet. Einige meiner Klientinnen und Klienten haben sich für den Weg in die Selbständigkeit entschieden. Das war meine Motivation 2010 noch eine Ausbildung zum Gründungscoach zu machen. Ich wollte meine Kundinnen und Kunden mit Fachwissen begleiten.
Mich begeistern Existenzgründungen immer wieder, denn es ist erstaunlich mit welchen Geschäfts-Ideen Menschen erfolgreich Unternehmerin oder Unternehmer werden.
Das war der Trauer-Redner, von dem ich lernte, dass es für dieses Angebot eine große Nachfrage gibt. Der Pflegedienst, der mich in die Welt der ambulanten Pflege führte. Der Laden für dänische Möbel und Wohnraum-Design und der Internet-Shop für schwedische Produkte.
Ich habe in meinem Blogartikel "Selbständig machen – wie finde ich die richtige Idee?" bereits erwähnt - eine originelle Geschäftsidee oder eine technische Innovation ist nicht entscheidend für den Erfolg.
Corona-Jahre und Existenzgründungen
Das Gründungsgeschehen in Deutschland ist bisher nur wenig durch die Corona-Pandemie betroffen. Im Jahr 2020 ist die Anzahl der Gründungen um 0,3 Prozent gegenüber 2019 gesunken. Damit setzt sich die seit 2012 stabile Gründungstätigkeit fort. Pro Jahr werden seitdem knapp 165.000 Unternehmen gegründet.*
Nachteile der Selbständigkeit
Wer selbständig ist – arbeitet selbst und ständig.
Kennen Sie diesen Satz? Wer über eine Existenzgründung nachdenkt hat als erstes diesen Gedanken: Selbständigkeit bedeutet eine 50- bis 60-Stunden-Woche, sonst kann es nicht erfolgreich sein. Nur eine Vollzeit-Gründung ist möglich.
Wie viele Stunden Sie als Selbständige oder Selbständiger arbeiten liegt bei Ihnen. Sie entscheiden wieviel Zeit Sie in Ihr Unternehmen investieren wollen. Wer ein Ladengeschäft eröffnet, kann über die Öffnungszeiten entscheiden. Wer einen Internet-Shop eröffnet, kann über die Lieferzeiten bestimmen.
Wann eine Existenzgründung erfolgreich ist, entscheidet allein die Gründerin oder der Gründer. Wenn jemand dreißig Stunden in der Woche arbeiten möchte und ein gutes Auskommen hat – warum denn nicht?
Ohne Geld – keine Existenzgründung
Viele Gründerinnen und Gründer sind der Meinung, dass eine erfolgreiche Gründung hohe Investitionen erfordert. Kapital, dass durch einen Bankkredit finanziert werden muss oder jemand hat ein entsprechendes Geldpolster auf der Bank.
Es kommt drauf an. Wenn Sie für Ihre Geschäftsidee ein Telefon, Internet, Rechner und Drucker brauchen – dann sind keine Investitionen erforderlich. Wer Ware einkaufen muss, kann mit Lieferanten über entsprechende Zahlungsziele sprechen. Bei anderen Geschäftsidee besteht unter Umständen ein höheres, finanzielles Risiko. Es kann lange dauern, bis Sie wirklich gut verdienen.
Es gibt die Möglichkeit des Crowdfunding, um sich Kapital zu besorgen.
Es braucht aber nicht zwingend eine Menge Geld, um eine erfolgreiche Gründerin oder ein erfolgreicher Gründer zu sein.
Ein eigenes Büro – braucht man unbedingt
Sie können Ihr Unternehmen auch in einer Garage starten – Sie kennen sicher ein paar berühmte Beispiele. Ja, es ist keine Dauerlösung in der Küche, im Schlaf- oder Wohnzimmer seinen Schreibtisch zu haben. Aber am Anfang reicht das völlig aus.
Wichtig ist es klare Regeln für den Feierabend zu finden. Z.B. nach 18:00 Uhr nicht mehr ans Telefon zu gehen, Öffnungszeiten festlegen, Reaktionszeiten festlegen.
Man muss eine GmbH gründen
Welche Rechtsform Sie für Ihr Unternehmen wählen, hängt von Ihrer Geschäftsidee ab. Eine GmbH zu gründen ist nur sehr selten nötig und sinnvoll. Aber selbst die Gründung einer GmbH ist kein Hexenwerk, kostet aber Geld und braucht gute Beratung.
Wer ganz am Anfang seines Unternehmens steht, kommt meistens erstmal ohne eine GmbH-Gründung aus.
Schnelles Umsatzwachstum = erfolgreiche Gründung
In welchem Umfang Ihr Umsatz wachsen soll, bestimmen Sie selbst. Es braucht Zeit und Durchhalte-Willen in den ersten ein bis drei Jahren, wenn Sie bei Null starten. Am Anfang werden Sie die meiste Zeit damit verbringen Kundinnen und Kunden für Ihr Unternehmen zu gewinnen. Damit kommt dann auch Ihr Umsatz. Viel Umsatz heißt aber noch nicht viel Gewinn. Das sind zwei paar Schuhe. Ein guter Business-Plan hilft Ihnen zwischen Umsatz und Gewinn genau zu unterscheiden.
Kein festes Einkommen
Ist die Auftragslage schlecht, fließt kein regelmäßiges Gehalt. Jetzt sind gute Ideen gefragt, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Versuchen Sie rechtzeitig Reserven anzulegen. Bauen Sie sich ein Netzwerk mit anderen Gründerinnen und Gründern auf. Suchen Sie nach Kooperationen, um in so einer Situation nicht alleine dazu stehen.
Buchhaltung und Steuern
Als Unternehmerin oder Unternehmer sind Sie verantwortlich für eine ordnungsgemäße Buchhaltung und müssen bestimmte betriebliche Steuern bezahlen – wie z.B. Gewerbe- und Umsatzsteuer. Wer die Verantwortung nicht selber tragen will, kann sich einen Steuerberater suchen, der diese Aufgaben übernimmt. Das kostet zwar Geld, aber so vermeidet man Ärger mit dem Finanzamt.
Unsicherheit
Keine Unternehmen ist vor kritischen Zeiten geschützt. Die Auftragslage kann sich verschlechtern und damit kann es auch zu finanziellen Engpässen führen. Wenn zu dieser Unsicherheit auch noch eine hohe Arbeitsbelastung da ist, kann das Menschen krank machen. Diese Situation sollten sich Existenzgründerinnen und Existenzgründer auf jeden Fall vorstellen, bevor sie eine Entscheidung für eine Gründung treffen.
Menschen, die sehr viel Sicherheit brauchen, gründen - nach meinen Erfahrungen – kein Unternehmen. Das ist auch gut so.
Was motiviert Existenzgründer?
Selbstbestimmung
Als Unternehmerin oder Unternehmer, entscheiden Sie was Sie tun wollen. Sie entscheiden über die Strategie des Unternehmens. Sie müssen sich vor niemanden rechtfertigen oder erklären. Endlich keine Chefin / kein Chef mehr.
Freiheit
Sie können sich Ihre Arbeitszeit frei einteilen. Sie müssen nicht morgens um acht Uhr auf der Matte stehen. Sie bestimmen Ihren Arbeitstag. Wann fängt er an und wann endet er. Oder Sie arbeiten nur an vier Tagen in der Woche.
Ihre Freiheit wird nur eingeschränkt durch das Versprechen an Ihre Kundinnen und Kunden, dass Sie zu bestimmten Zeiten erreichbar sind oder zum festgelegten Zeitpunkt ein Ergebnis oder ein Produkt abliefern
Geld
Sie bestimmen Ihr Geschäftsziel, wenn Sie alleinige Inhaberin oder Inhaber sind.
Sie allein sind geben die Richtung vor und entscheiden, was Sie erreichen wollen.
Kreativität
Endlich können Sie eigenen Ideen umsetzten - Produkte selbst entwickeln. Sie gestalten aktiv die Geschäftsfelder Ihres Unternehmens.
Selbstverwirklichung
Endlich können Sie Dinge machen, die Sie gern und gut machen. Sie konzentrieren sich auf das, was Sie wirklich wollen. Ihr Leben hat wieder einen Sinn. Es gibt keinerlei Stress mehr mit der Chefin oder dem Chef.
Fazit
Nicht für jenen Menschen ist eine Unternehmensgründung die beste berufliche Möglichkeit. Sich Selbständig zu machen bietet viele Vorteile, aber auch einige Nachteile.
Dabei geht es gar nicht um die Zahl der Vor- oder Nachteile. Es ist eine persönliche Gewichtung: Überwiegen die Vorteile die Nachteile?
Es ist auf jeden Fall wichtig, sich die Nachteile bewusst zu machen. Nur so kann jemand entscheiden: Ich gründe ein Unternehmen oder suche ich mir einen Job bzw. behalte meinen Job.
So lange Sie in der Vorbereitung einer Gründung sind, können Sie zu jedem Zeitpunkt entscheiden, ob Sie den Weg weiter gehen wollen. Fühlen Sie sich den Herausforderungen einer Gründung gewachsen? Wenn nein, brechen Sie Ihr Gründungsvorhaben ab.
Existenzgründung ist eine bewusste Entscheidung für Selbstverantwortung und Unsicherheit. Es braucht Nerven und Durchhaltevermögen. Wer für seine Geschäftsidee brennt, wird Wege finden sie umzusetzen.
* Genaue Zahlen und Auswertungen zur Existenzgründungen in Deutschland hier.
Haben Sie auch schon einmal daran gedacht, ein Unternehmen zu gründen?
Welche Ängste verbinden Sie mit einer Existenzgründung?
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Ein wundervoller Artikel, liebe Judith! Die von dir genannten Motivationsgründe stimmen zu 100% auf mich zu und auch ich durfte lernen, dass klare Businessregeln wichtig sind. So werden z.B. Pausen, Auszeiten und Erreichbarkeiten geregelt, was in einer Selbstständigkeit wichtig ist und wofür man als Selbstständige eben selbst zuständig ist ???? Aber auch Unsicherheiten oder schlechtere Zeiten dazugehören. Ich habe den Schritt nie bereut und habe in dieser Zeit soo viel gelernt. Das ständige über sich hinauswachsen ist ein Teil davon!
Liebe Eva, wer sich in die Selbständigkeit traut – ist am Ende zufriedener mit seinem Leben. Das bestätigen auch meine Coachee immer wieder.