Ein Hundespaziergang mit fatalen Folgen. Als es darauf ankam, hielt sich mein Hund nicht an die Regeln. Lesen Sie was das für unsere Kommunikation bedeutet.
Ich habe zwei Hunde – Rüden und Eurasier. Was dieser Rasse nachgesagt wird: sie sind absolute Sturköpfe. Mit beiden war ich in der Hundeschule, dort ´ haben meine beiden alle Grundkommandos gelernt. Besonders auf den Rückruf habe ich großen Wert gelegt.
Inkonsequenz und die Folgen
Zugegeben bei meinem ersten Hund war ich konsequenter, habe mehr trainiert. Der Zweite lief dann schon ein bisschen nebenher. Scheinbar lernten er auch von meinem anderen Hund. Wenn er Rückruf nicht so zuverlässig war, wie er sein sollte – ließ ich auch schon mal "fünfe grade sein".
Auf einem Spaziergang mit meinen beiden Hunden mit fatalen Folgen. Uns begegnete ein Hundehalter mit seinem Schäferhund. Mein Zweit-Hund startete zunächst mit Abstand in Richtung Herrchen und Hund. Meine Versuche ihn per Rückruf zu stoppen zeigten null Wirkung. Als mein Hund noch einen Zahn zulegte, drehte sich der Mann um und besprühte meinen Hund mit Pfefferspray.
Wir reagieren als Menschen ähnlich. Wenn ein Chef immer wieder Unterlagen anfordert, aber anschließend daran kein Interesse hat – wartet man das nächste Mal ab, ob er / sie überhaupt nachfragt, bevor jemand Zeit und Arbeit aufwendet. Wenn bestimmte Abläufe im Unternehmen eingehalten werden sollen und manche Kolleginnen und Kollegen sich nicht daran halten, ohne das es die Führungskraft interessiert – dann hält sich niemand mehr an diese Regeln. Wie die Pfefferspray -Attacke, kann es im Unternehmen zu weitreichenden Fehlern kommen.
Kommunikation - klare Regeln
Wer Regeln aufstellt muss sich darum kümmern, dass diese Regeln eingehalten werden. Und zwar ohne Ausnahmen. Sonst braucht das Unternehmen diese Regeln nicht.
Wenn eine Führungskraft ihren Mitarbeiterinnen oder ihrem Mitarbeitern einen Termin vorgibt für die Erledigung einer Aufgabe, dann sollte dieser Termin verbindlich sein. Wenn dieser Termin dann ohne Nachfrage verstreicht oder immer wieder akzeptiert wird, dass die Termine nicht eingehalten werden, dann darf sich niemand wundern, wenn Termine zu unverbindlichen Absprachen werden.
Nach dem Desaster mit dem Pfefferspray, habe ich sofort einen Termin mit meinem Hundetrainer gemacht. (Bei ihm heißt es: Schule für Hund und Mensch)
Wir haben gar nicht viel mit dem Hund trainiert. Der Trainer beobachtet mich und meinen eine Weile. Dann machte er mir klar, wie mein Benehmen auf den Hund wirkt. Ich musste mir ganz schön was anhören. Es hatte sich doch im Laufe der Zeit ein gewisser Schlendrian entwickelt. Nachdem mir das wieder bewusst geworden war, gab es Tipps für die Umsetzung. Wer den Anspruch hat zu führen, muss dies auch umsetzen. Großen Hundeaugen zu widerstehen fällt manchmal schwer. Seit diesem Training gibt es ein neues Rückruf-Signal und das funktioniert fast zu 100% - (bisher ????)
Was heißt das nun für den Umgang im Unternehmen?
Wer als Führungskraft möchte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie ernst nehmen, braucht eine klare Kommunikation. Dazu gehören Regeln, wie das Team zusammenarbeitet. Eine klare Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten, so weiß jede oder jeder im Team was von ihm oder ihr erwartet wird. Es ist klar an wen sich jemand wenden kann, wenn Fragen auftauchen.
Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran gewöhnt sind, dass Termine verbindlich sind, werden sie auch untereinander diese Verpflichtung leben.
Damit Aufgaben in der gewünschten Qualität erledigt werden, muss sichergestellt werden, dass die Aufgabe auch verstanden wurde. Das bedeutet, jede Mitarbeiterin jeder Mitarbeiter kann nachfragen, wenn er /sie etwas nicht verstanden hat. Niemand erntet ein Stirnrunzeln oder ein hörbares Seufzen, wenn eine Frage gestellt wird.
Hunde fragen regelmäßig nach, ob die Regeln noch gelten. Das gilt auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine halbe Stunde später von zu Hause starten, erspart vielleicht Staus oder eine übervolle S-Bahn. Allerdings verstößt das gegen die Regelung der Arbeitszeit. Wer das zulässt, hat schnell selbstbestimmte Arbeitszeiten, die nicht immer im Firmen-Interesse liegen.
Wer selber immer unpünktlich zu einem Meeting erscheint, sollte sich nicht wundern, wenn auch andere es mit der Pünktlichkeit genau nehmen.
Kommunikation - eindeutige Aussagen
Eindeutig wird Ihre Kommunikation, wenn Sie diese Worte streichen:
Formulieren Sie eindeutig, warum Sie eine Person ansprechen. Worum geht es, was erwarten Sie vom Gegenüber.
Klare Kommunikation verzichtet nicht auf Wertschätzung, ganz im Gegenteil. Sie brauchen die Unterstützung einer Kollegin oder eines Kollegen: „Ich brauche Deine Hilfe. Ich komme hier nicht weiter und brauche Deinen Input. Hast Du einen Moment Zeit für mich?“ – Klar und wertschätzend. Die mögliche Antwort: „Jetzt habe ich gerade keine Zeit, passt es für Dich in einer Stunde?“
Kommunikation verbessern
Vielleicht geht es Ihnen auch so wir mir mit meinen Hunden. Ich musste erst einmal lernen, was an meiner Kommunikation falsch, nicht klar oder eindeutig war. Heute kann ich wieder entspannt mit meinen Hunden spazieren gehen. Das konnte ich nur erreichen, weil ich mir einen kritischen Sparring-Partner gesucht habe.
Das gleiche können Sie im Umgang mit Ihrer Chefin oder Ihrem Chef, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Kolleginnen und Kolleginnen lernen. Niemand kann allein erkennen, was in seiner Kommunikation falsch läuft. Dazu braucht es ein kompetentes und ehrliches Gegenüber.
Welche Erfahrungen haben Sie mit betrieblichen Regeln?
Welche Stolpersteine sehen Sie in der Kommunikation?
Möchten Sie Ihre Kommunikation verändern? Lassen Sie uns miteinander reden.
Liebe Judith, dieser Text ist absolut treffend und ein so schöner Vergleich. Viel zu oft kommunizieren wir schwammig (s. Weichmacher), was Missverständnisse natürlich begünstigt. Anhand deines Beispiels wurde es sehr schön veranschaulicht wie wichtig eine eindeutige Kommunikation ist.
Deine Texte sind voller hilfreicher Tipps. Klasse! Danke dafür!
Herrlich geschrieben, gut erklärt und einfach so wahr! ♥️