Das letzte Schuljahr rückt immer näher. Die Frage, wie soll es weitergehen? Welche Berufsausbildung oder welches Studium will ich starten, wird immer dringender. Wie kann der Start in den Beruf gelingen?
Wer das Abitur oder einen Fachhochschul-Abschluß in der Tasche hat, denkt meistens über ein passendes Studienfach nach. Nur etwa 5% der Schülerinnen und Schüler denken über eine handwerkliche oder schulische Ausbildung nach.
Das Image der Akademikerin / des Akademikers ist immer noch attraktiver und der Lebensverdienst angeblich besser.
Studium – nicht alle halten durch
Nicht jedes Studium endet mit einem akademischen Abschluss (Bachelor oder Master)
32 Prozent der Bachelor-Studierenden sowie 19 Prozent der Master-Studierenden haben ihr Studium abgebrochen. Bei den Studierenden an Fachhochschulen liegen die Abbruchquoten etwas niedriger.
Studienabbrüche in Mathematik und Naturwissenschaften sind überdurchschnittlich häufig (43 Prozent), ebenso in den Geisteswissenschaften (41 Prozent). Deutlich niedriger sind die Quoten bei Lehramtsstudiengänge noder Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Im Master-Studium zeigen sich überdurchschnittliche Abbruchwerte, in den Geisteswissenschaften (30 Prozent), unterdurchschnittliche dagegen in Ingenieur-Wissenschaften sowie in Mathematik und Naturwissenschaften (beide jeweils 15 Prozent). Die Studienabbruchquote in Humanmedizin beträgt nur 10 Prozent, in Rechtswissenschaften aber 32 Prozent. Wer genaues wissen möchte, hier ist der Link zu den Zahlen.
Das heißt, dass mehr als ein Drittel oder sogar fast die Hälfte der Studierenden das Studium früher oder später abbrechen.
Warum wird das Studium abgebrochen?
Es gibt meistens mehr als einen Grund, warum ein Studium abgebrochen wird. Im Folgenden die Top 3 der Gründe:
Platz 1: Überforderung
Ein Fünftel der Studierenden fühlte sich überfordert. Entweder konnten sie die Fülle an Lernstoff nicht verarbeiten oder dem Druck nicht Stand halten. Zusammen mit denjenigen, die Abschlussprüfungen nicht bestehen, scheitern rund 30 Prozent aller Studierenden wegen Überforderung.
Platz 2: Finanzielle Probleme
An zweiter Stelle (19 Prozent) das liebe Geld. Das sind nicht nur finanzielle Engpässe, sondern auch das Problem, Studium und Neben- oder Hauptjob unter einen Hut zu bringen.
Platz 3: Mangelnde Studienmotivation
Platz drei (18 Prozent) brechen aufgrund „mangelnder Studienmotivation“ ab. Die Studierenden stellen fest, das die Studienrichtung oder die Berufsmöglichkeiten nicht zu ihnen passen. Oft haben sie sich mit falschen Erwartungen für ihr Studienfach entschieden
Die duale Berufsausbildung
Die duale Berufsausbildung ist das Markenzeichen unserer Ausbildungsberufe. Der Mix aus praktischer Arbeit im Ausbildungsbetrieb und dem theoretischen Wissen der Berufsschule.
Auch in den verschiedenen Berufsausbildungen führt nicht jeder Ausbildungsvertrag zum Erfolg. Rund 30% der Vertragslösungen finden in der Probezeit statt, weitere 30% im ersten Ausbildungsjahr.
Etwa die Hälfte aller Vertragslösungen sind keine endgültigen Ausbildungs-Abbrüche. Oft wird Ausbildungsbetrieb oder Ausbildungsberuf gewechselt.
Die Quote „der echten Abbrecherinnen / Abbrecher“ liegt bei ca. 12 Prozent im Handwerk. Bei den kaufmännischen Ausbildungen zeigt sich ein ähnliches Bild.
Aus diesen Gründen werden Ausbildungs-Verträge aufgelöst:
Grund zur Sorge?
Für mich ein klares “Ja” - ich persönlich finde eine Zahl von Studienabbrüchen zwischen 23% und 43% viel zu hoch.
Da es aber (noch) ausreichend Studentinnen und Studenten gibt, machen sich die wenigsten Universitäten und Hochschulen Gedanken darüber. Doch inzwischen gibt es auch Hochschulen, die ein Praktikum für Schüler anbieten, um den Alltag eines Studierenden und Studieninhalte besser kennenzulernen.
In der dualen Ausbildung sieht es anders aus. Der Zentralverband des Handwerks (ZDH) und der deutsch Industrie- und Handelstag (DIHK) sind durchaus besorgt über diese Abbruchzahlen. Das liegt unter anderem daran, dass es für die Organisationen deutlich schwerer geworden ist Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Es gibt verschiedene Programme, um Betriebe und Auszubildende zu unterstützen.
Wie Abbruchquoten verringern
ZDH und DIHK bieten Programme an, um z.B. die Auswahlverfahren in den einzelnen Betrieben zu verbessern, wie z.B. Test zu Fähigkeiten und Basis-Wissen. Viele Betriebe bieten Schnupper-Tage an, um Bewerberinnen und Bewerbern einen Einblick in dem beruflichen Alltag zu geben. Beide Verbände haben seit Jahren umfassende Informations-Kampagnen über verschiedene Ausbildungsberufe.
Die meisten Hochschulen und Universitäten sehe diese Notwendigkeit noch nicht. Die Zahl der Studierwilligen übersteigt bei weitem die Zahl der Studienplätze, wenn man von einigen, exotischen Studiengängen absieht.
Eigenverantwortung
Sich bei der Berufswahl zu irren oder ein Studium abzubrechen ist keine Katastrophe. Besser ist es jedoch, bei dem Suche nach der richtigen Berufsausbildung oder Studiengang möglichst wenig Irrtümer zu machen.
Wer sich für eine duale Ausbildung interessiert, hat es etwas leichter. Die meisten Betriebe bieten die Möglichkeit für ein paar Tage in den Betrieb hinein zu schnuppern. Fragen Sie gezielt nach dieser Möglichkeit.
Schulferien nutzen, um einen Einblick in verschiedene Berufsfelder zu bekommen.
Manchmal sind es Eltern und Familie, die mit guten Ratschlägen helfen möchten. Eltern meinen es gut und wollen das Beste für ihre Kinder. Aber sie sind keine Experten, wenn es um die eigene berufliche Zukunft geht. Auch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit ist nicht immer die beste Adresse. Zu oft sind die Beraterinnen und Berater nicht gut über Berufsfelder und Studiengänge informiert.
Wer sich für einen Studiengang interessiert kann Kontakte zu Studierende suchen und sich mit ihnen austauschen. Kann sich die Vorlesungsverzeichnisse ansehen und herausfinden, was in “Mathematik I für Ingenieure” gefordert wird.
Schulische Noten sind nicht immer ein reales Bild der eigenen Leistungsfähigkeit. Der Zeit - und Leistungsdruck an der Hochschule oder Universität wird größer sein.
Diese und viele andere Fragen, sollten vor einer Entscheidung geklärt werden.
Letztens las ich, dass man bis Ende seines Lebens ungefähr 5 unterschiedliche Berufe haben würde, weil sich Lebens- und Arbeitswelten so ändern. Ich habe einen Lehrberuf, einen Meister in einem anderen Beruf, bin Heilpraktikerin und habe ein Diplom. Ohne den Business-Coach in der Liste zu berücksichtigen, hätte ich damit schon 4 Berufe. Ich finde es schade, wenn Menschen ihr Studium oder ihre Berufsausbildung abbrechen, wenn es mit einer Versagenserfahrung verknüpft wird. Wenn man merkt, die Wahl war nicht richtig, macht es ja nichts aus, sich neu zu orientieren. Allerdings würde ich spätestens in diesem Fall jemanden wie dich, liebe Judith, empfehlen, um im Vorfeld ein klareres Bild von den eigenen Fähigkeiten, Werten und Wünschen zu bekommen, aus der die Berufswahl entspringt.
Meinen ersten Beruf wollte ich eigentlich nicht wirklich, aber das was ich wollte, ging nicht, weil man, so die Begründung, in einer damals Männerdomaine keine WC’s für Frauen im Betrieb hatte und daher keine einstellte. Die anderen habe ich alle selbst gewählt und bin glücklich mit ihnen gewesen.
ja das Argument mit den WC’s kenne ich bestens. So war es bei meinem handwerklichen Berufswunsch. Das Argument hat sich extrem lange gehalten
Ja liebe Judith,
ich komme aus einer anderen Branche. Ich habe damals nach dem Mauerfall in Westdeutschland Agrarwissenschaften studiert und beendet. Mein Schwerpunkt war die Vermarktung. Nach einem Praktikum in den Niederlanden und einem Job in einer Firma, die in den Niederlanden und Südtirol ansässig war, habe ich mich immer mehr gefragt, ob das wohl meine Richtung war. In Ostdeutschland aufgewachsen -hatten wir leider keine so große Berufsauswahl und Agrarwissenschaften war mir von Haus aus bekannt.
Immer mehr habe ich mich damals gefragt, ob ich nicht im kaufmännischen, vertriebsorientieren Business besser aufgehoben wäre. Gern auch was in Richtung Mode, Kosmetik- also was Schönes für eine Frau- womit es sich auch Geld verdienen läßt. So habe ich mit Ende 20 all meinen Mut zusammengenommen, meine bisherige Branche verlassen und mich für die Tätigkeit in einem Strukturvertrieb mit Kosmetik entschieden. Für diesen arbeite ich unter anderem noch heute.
Mein Adoptivvater, damals kaufmännischer Geschäftsführer, hat mir in den Abendstunden das nötige Wissen vermittelt, um erfolgreich damit zu arbeiten. Lange Rede kurzer Sinn: „Mut tut gut. Ehrlichkeit, zu anderen und zu sich selber währt am Längsten.“
ja, die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und der Mut in unbekannte Gefilde aufzubrechen, lohnen sich meistens