Wenn ich mit meinen Coachee darüber spreche, was sie sich für ihren nächsten Job wünschen oder was anders sein soll. Dann erhalte ich fast immer die gleiche Antwort:
„Ich wünsche mir Wertschätzung für mich und meine Arbeit. Denn das bekomme ich zu Zeit nicht."
Also geht es heute geht es um Wertschätzung.
Was ist damit eigentlich gemeint? Und wie wichtig ist Wertschätzung überhaupt? Kann fehlende Wertschätzung krank machen?
Aber der Reihe nach.
Was ist das überhaupt: Wertschätzung?
Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen. Wenn jemand Wertschätzung erlebt, wird ihr oder sein Selbstwert erhöht.
Wertschätzung kann durch ein Lob ausgedrückt werden – wenn es ehrlich und aufrichtig ist. Jemand klopft Ihnen im übertragenen Sinne auf die Schulter und sagt: „Gut gemacht! Das Ergebnis ist sehenswert!“
Wer wertschätzend mit einem Menschen umgeht, zeigt Respekt und begegnet anderen auf Augenhöhe. Sie oder er nimmt eine Person so wie sie ist, ohne Vorbehalte.
Auch durch unser Handeln können wir Wertschätzung ausdrücken.
Jemand hat Ihnen einen Gefallen getan? – Warum nicht ein kleines Geschenk als Dankeschön. Eine Schokolade, ein leckerer Tee.
Nichts was den anderen beschämen könnte, sondern eine Kleinigkeit mit Freude verschenkt.
Oder eine Rückmeldung nach einem tollen Spaziergang mit einer Freundin „Der Spaziergang mit Dir war wieder sehr inspirierend – ich schätze Deine unkonventionellen Ideen. Freue mich schon jetzt auf eine Wiederholung.“
Die gute Nachricht:
Jede und jeder kann lernen Wertschätzung auszudrücken. Vorausgesetzt es ist aufrichtig und ehrlich.
Sollte es anders sein, wird das Gegenüber dies schnell entlarven. Das genaue Gegenteil ist dann erreicht.
Zur Wertschätzung gehört allerdings auch, dass ich ein Lob annehmen kann. Dazu eine kleine Geschichte.
Während eines Semesterjobs, hatte ich für meine Chefin ihre chaotische Ablage auf Vordermann gebracht. Völlig begeistert bedankte sie sich überschwenglich bei mir.
Ich war irritiert und murmelte: „Da nicht für“ – keine gute Antwort.
Meine Chefin war wütend, weil ich sie – in ihren Augen - abblitzen ließ.
Ich habe daraus gelernt, ein Lob mit Freude anzunehmen. Vielleicht war es für mich keine große Sache – für jemanden anderes war es gefühlt ein Berg von Arbeit.
Wenn wir wertschätzend miteinander umgehen, wird unser Alltag gleich ein bisschen leichter und freundlicher. Das gilt besonders auch im Umgang mit Kolleginnen, Kollegen, Chefinnen und Chefs.
Viele Wege, Wertschätzung zu zeigen
Es gibt verschiedene Verhaltensweisen, mit denen Sie anderen Wertschätzung entgegenbringen können.
Dazu zählt auch, dass Sie die Bedürfnisse anderer ernst nehmen.
Unter Umständen die eigenen Bedürfnisse auch einmal zurückzustellen.
Eine gute Beziehung sollte jedoch ausgeglichen sein, also auf Geben und Nehmen beruhen.
Ein höflicher und respektvoller Umgang miteinander ist Grundvoraussetzung für Wertschätzung.
Den anderen anschauen, wenn wir uns begegnen.
Ein „DANKE“ zeigt dem anderen: „Ich habe gesehen, was Du für mich getan hast. Dafür möchte ich mich bei Dir bedanken!“
Das gleiche gilt für das kleine Wort „BITTE“. Ihr Gegenüber erfährt dadurch: "Ich bitte um etwas, ich weiß ich fordere mehr als der andere geben muss.“
So fühlt sich mein Gegenüber gleich wohler und wertgeschätzt.
Aufmerksamkeit und Zuwendung
Den anderen nicht ins Wort fallen, sondern ausreden lassen. Bei Unklarheiten nachfragen.
Die eigene Meinung oder Ideen zurückstellen – nicht um jeden Preis. Aber muss ich immer recht behalten?
Zuhören, Blickkontakt halten
Während einer Präsentation oder eines Meetings das Smartphone nicht in die Hand nehmen. Und, und, und
Auch Mimik - z.B. ein Lächeln und Körpersprache- (z.B. sich nach vorn beugen) drücken Wertschätzung aus.
Das Bedürfnis nach Wertschätzung, kann je nach Situation varieren.
Wenn ich krank im Bett liege, wünsche ich mir vielleicht mehr Aufmerksamkeit, als in gesunden Zeiten.
Bin ich gestresst durch Prüfungen oder einen Abgabetermin, dann freue ich mich Entlastung bei Routine-Aufgaben.
Es gibt also keine Schema-F für Wertschätzung.
Unsere Umwelt verdient Wertschätzung
Eine wertschätzende Grundhaltung endet nicht bei Personen.
Auch gegenüber anderen Lebewesen oder Dingen gibt es Wertschätzung.
Wenn ich z.B. darauf achte, keine Ressourcen zu verschwenden.
Kaputte Dinge werden nicht weggeworfen, sondern repariert.
Keinen Müll im Wald zu entsorgen, weil er Tiere und Menschen gefährden könnte.
Respekt gegenüber anderen Kulturen
Wertschätzung gibt es nicht nur im Berufs- und Privatleben, sondern auch gegenüber anderen Kulturen.
Wer in ein anderes Land reist und sich zuvor nicht über die Sitten, Bräuche und Gepflogenheiten informiert, kann durch respektloses Verhalten auffallen. Selbst wenn dies unbeabsichtigt geschieht.
Wenn Sie beispielsweise auf Geschäftsreise sind, sollten Sie sich zuvor über Tischmanieren und Smalltalk-Themen informieren.
In manchen Ländern gibt es Themen und Verhaltensweisen, die Sie vermeiden sollten. Ansonsten erscheinen Sie unhöflich.
Während es zum Beispiel in Deutschland üblich ist, sehr direkt zu sein und auf Smalltalk zu verzichten, gilt dies in den USA als sehr unhöflich.
Wer hilfsbereit und aufmerksam mit Menschen umgeht, kann erwarten, auch selbst gesehen und gehört zu werden. Auf diese Weise entsteht durch gegenseitige Wertschätzung eine Art positiver Aufwärtsspirale.
Welche Bedeutung hat Wertschätzung am Arbeitsplatz?
Wie geht es Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz?
Haben Sie das Gefühl, Sie und Ihre Arbeit werden von Ihrer Führungskraft wertgeschätzt?
Oder erhalten Sie ständig zusätzliche Aufgaben und niemand nimmt Ihre Überlastung ernst oder wahr.
Hören Sie Sätze wie diese: „Du machst das schon!“ „Du kriegst das schon hin!“ „Mehr Personal wird es nicht geben!“
Vielleicht denkt Ihre Chefin oder Ihr Chef auch: „Wenn ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lobe oder anders wertschätze, dann wollen die gleich mehr Geld.“
Vielleicht ist das ein Grund, das Wertschätzung am Arbeitsplatz selten ist?
Ich verrate es Ihnen – Wertschätzung am Arbeitsplatz ist mehr als wichtig.
Warum ist das so?
Es gibt einen messbaren Zusammenhang zwischen Gesundheit und Wertschätzung.
Wenn Wertschätzung fehlt, fühlen sich Menschen durch Missachtung gekränkt. Ihr Blutdruck steigt, die Muskeln spannen an, die Atmung wird flacher, der Pulsschlag wird schneller.
Die Stimmung wird gereizt, das Verhalten aggressiv.
Wertschätzung hat zahlreiche positive Effekte für die Gesundheit.
Sie reduziert Ängste, sorgt für Entspannung.
Das Wohlbefinden steigert sich, weil Endorphine und Oxytozin (Vertrauenshormon) freigesetzt werden.
Das Risiko an einer Depression zu erkranken wird verringert.
Die Arbeitsfähigkeit älterer Beschäftigter wird verbessert, sobald sie sich durch den direkten Vorgesetzten wertgeschätzt fühlen.
Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie ihren Lohn, Aufstiegschancen, Entwicklungsmöglichkeiten oder Imagesteigerungen positiv einschätzen.
Fehlen diese Möglichkeiten, geht dies mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher.
Studien etwa des Fraunhofer IAO und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung belegen, dass Teams besser und motivierter arbeiten, wenn die Mitarbeitenden Vertrauen zu ihrer Führungskraft haben.
Wenn sie sich fair behandelt und wertgeschätzt fühlen.
Wertschätzung spielt auch bei auch Motivation und Mitarbeiterbindung eine wichtige Rolle:
Wer der Meinung ist, seine Arbeit wird nicht anerkannt oder jemand wird als Person nicht zur Kenntnis genommen, reduziert langfristig sein Engagement oder sucht sich einen anderen Arbeitgeber.
Fehlt Wertschätzung, führt das zu Enttäuschung, Frustration, Aggression und innerlichem Stress.
Je länger diese Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit andauern führt dies zu psychosomatischen Leiden oder gar einem Burn-out.
So wichtig - Arbeitsumfeld aus Respekt und Wertschätzung
Im Arbeitsumfeld ist Wertschätzung ein echter Produktivitäts- und Motivationsfaktor.
Wertschätzung durch Führungskräfte kommt oft zu kurz. Der Fokus liegt häufig auf den Leistungen der Mitarbeitenden. Die werden bewertet und dementsprechend belohnt.
Mitarbeitende sollten aber auch für ihre individuellen Fähigkeiten geschätzt werden. Sie sollten das Gefühl haben, wichtig für das Team zu sein.
Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Anerkennung und Respekt erfahren, erhöht dies deren Motivation um einiges. Sie leisten mehr und sind bereit Zeit und Engagement in das Unternehmen zu investieren.
Die Loyalität zum Unternehmen wird gestärkt.
Mitarbeitende, die mehr Verantwortung übernehmen dürfen oder die in Entscheidungen einbezogen werden, fühlen sich gewertschätzt.
Sie fühlen sich respektiert, wenn ihre Leistungen anerkannt und auch Fortschritte erkannt werden.
Es funktioniert so:
Ein Kollege hat eine Urlaubsvertretung übernommen und kämpft mit einem komplizierten Fall. Keiner nimmt Notiz davon und seine Verzweiflung wird immer größer.
Wenn jedoch der Chef kommt und sagt: „Toll, wie Sie sich einsetzen. Das ist wirklich herausfordernd. Kommen Sie ohne Hilfe klar?“, dann kann das ungeahnte Kräfte mobilisieren. Mit solcher Anerkennung können selbst Krisen zur Chance werden.
Der richtige Zeitpunkt für ein Lob
Oft ist es gar nicht so leicht den richtigen Moment für ein Lob oder ein Kompliment abzupassen.
Daher verzichten viele Menschen gleich komplett darauf. Viele haben Angst, dass ihr Lob falsch interpretiert wird.
Obwohl ein ernstgemeintes Kompliment eine sehr positive Wirkung haben kann, kann es falsch rübergebracht ins Gegenteil umschlagen.
Wenn ein Kompliment mit einer Bitte verbunden wird, wirkt es, als wäre dies nur Mittel zum Zweck.
Noch schlimmer wird es, wenn ein Lob mit Kritik verbunden ist. Niemand wird das Lob ernstnehmen. Es wird nur zur Schadensbegrenzung genutzt,
Am Selbstwertgefühl arbeiten - wertschätzend zu handeln
Wertschätzen kann man lernen oder verbessern.
Egal ob vom Chef, dem Partner oder Freunden – respektvoller Umgang und Anerkennung ist wichtig. Das muss nicht immer Lob oder ein Kompliment sein.
Damit Sie anderen echte Wertschätzung entgegen bringen können, brauchen Sie ein gesundes Selbstwertgefühl.
Nur wer sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen akzeptiert, kann auch die Stärken anderer Menschen wertschätzen.
Wie können Sie das umsetzten?
Um Ihr Selbstwert zu verbessern, können Sie z.B. täglich die Dinge notieren, die Ihnen gut gelungen sind.
Machen Sie Werbung in eigener Sache und erzählen Sie Ihrer Führungskraft von Ihren „guten Taten“.
Wenn Ihr Führungskraft Ihnen wieder neue Aufgaben gibt, besprechen Sie mit ihr, nach welchen Prioritäten sie die Dinge erledigen sollen.
Lernen Sie „Nein“ zu sagen, wenn jemand Ihre Zeit stehlen will. „Du kannst das doch so gut. Kannst Du das nicht mal schnell machen?“
Sorgen Sie gut für sich. Ein gute Tasse Tee oder auch mal die Lieblingstorte.
Menschen mit einem geringen Selbstwert neigen dazu, anderen Menschen weniger Wertschätzung entgegen zu bringen.
Oft sind sie neidisch auf die Dinge, die ein anderer vielleicht schon erreicht hat.
Wenn Sie jedoch mit sich selbst und Ihren Erfolgen zufrieden sind, können Sie auch andere für ihre Erfolge beglückwünschen und respektieren.
Machen Sie sich bewusst:
jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Stärken und ist einzigartig.
Sie kennen Ihre eigenen Stärken. Versuchen Sie die Stärken anderer Menschen zu erkennen und wertzuschätzen.
Jeder Mensch braucht Wertschätzung
Wertschätzung ist von Geburt an ein zentrales Thema. Für Kinder bedeutet sie die Basis, um sichere Bindungen aufzubauen, sich zugehörig zu fühlen und Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Nichts gibt Babys mehr Bestätigung und Sicherheit als die Mutter oder der Vater, die von ihrer duftenden Haut oder ihrem Lächeln nicht genug bekommen können und sich ihnen intensiv widmen.
Manchmal ist der Beruf sogar ein Wegbereiter für wirkliche Wertschätzung.
Eine Klientin erzählte mir: „Für meine Eltern waren gute Schulleistungen selbstverständlich. Anerkennung gab es dafür nie.
Als Krankenschwester habe ich dann die Dankbarkeit von Patienten erlebt.
Das hat mich aufgebaut und zufrieden gemacht.“
Hilfsbereitschaft beruht auf gegenseitiger Wertschätzung. Sowohl Sie selbst als auch der Hilfesuchende fühlen sich in dieser Situation respektiert.
Während der eine froh ist, dass er Menschen in seinem Umfeld hat, auf die er sich verlassen kann, fühlt der andere sich wertvoll, denn jemand zählt auf seine Hilfe.
Achte Sie dabei auf Ihre Motive. Helfen Sie um Ihrer selbst willen? Dann kann das möglicherweise in einem Helfersyndrom enden.
Fragen Sie sich vorher, ob Ihre Hilfe wirklich gebraucht wird. So vermitteln Sie dem anderen das Gefühl, wertvoll zu sein.
Verschenke deine Zeit
Wenn Sie jemandem Ihre Zeit widmen, zeigen Sie ihr oder ihm, wie wichtig sie oder er für Sie ist.
Jede Beziehungsform leidet darunter, wenn einer der Beteiligten zu wenig Zeit investiert. Freundschaften und Liebesbeziehungen zerbrechen oft aufgrund der mangelnden Wertschätzung.
Im Beruf kann es dazu führen, dass sich Mitarbeitende nicht respektiert fühlen. Schon ein kurzes Mitarbeitergespräch kann dafür sorgen, dass sich die Situation verbessert.
Auch das allgemeine „Zu-spät-kommen“ zeugt von einem Mangel an Respekt. Diese Menschen nehmen ihre eigene Zeit wichtiger als die der anderen.
Sie sollten Klischees in jedem Fall vermeiden. Um die Persönlichkeit eines Menschen wirklich wertzuschätzen, sollten Sie ihn nicht in Schubladen packen.
Nichts drückt Wertschätzung so sehr aus wie Dankbarkeit. Es gibt viele Eigenschaften an anderen Menschen, für die Sie dankbar sein können.
Mit Dankbarkeit äußern Sie Respekt und Anerkennung für die Handlung Ihres Gegenübers. Sie verdeutlichen, dass Sie sein Tun nicht als selbstverständlich empfinden.
Schon kleine Aufmerksamkeiten verdienen Ihre Wertschätzung. Sie können nicht oft genug Danke sagen.
Wenn ein Mitarbeiter ein Projekt beendet, vergessen Sie nicht, ihm dafür zu danken.
Wenn Ihr Partner für Sie kocht, äußern Sie Ihre Wertschätzung.
Mit jedem Danke können Sie den Tag Ihres Gegenübers besser machen.
"Wer mit Anerkennung knausert, spart am falschen Ort." – Dale Carnegie
Wo erfahren Sie Wertschätzung?
Wie gut können Sie mit Lob umgehen?
Schreiben Sie mir gern eine Mail: judith@judith-eggers.eu oder hinterlassen Sie einfach einen Kommentar
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