Mit professionellen Bewerbungsunterlagen verfolgen Sie nur ein einziges Ziel: Sie möchten beim Adressaten so viel Interesse wecken, dass Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Daher sollten Ihre Bewerbungsunterlagen auf den ersten Blick überzeugen.
Marketing in eigener Sache
Sie haben zwei Marketinginstrumente, wenn es um Ihre Bewerbung geht: a) Das Anschreiben (Motivations-Schreiben) - Warum wollen Sie den Job haben und warum sind Sie der oder die Richtige?
b) Einen kompakten und strukturierten, aber aussagekräftigen Lebenslauf.
So erhöhen Sie Ihre Erfolgsaussichten - drei Tipps wie Sie sich richtig bewerben - es fängt mit Stellenanzeige an
Tipp 1 - Stellenanzeigen kritisch lesen
Bewerbungsunterlagen zu sichten, gehörte zu den eher langweiligen Aufgaben für mich als Personalerin. Die typischen ersten zwei bis drei Zeilen „Sie suchen einen Mitarbeiter / eine Mitarbeiterin für Ihr Team, der / die …“ und jetzt geht es weiter mit den Original-Zitaten aus der Stellenanzeige. Als ob ich nicht wüßte, was ich in der Stellenanzeige geschrieben habe. (Ich gehe davon aus, das gilt auch für meine Kolleginnen und Kollegen.) Ich könnte also nicken - die Aussage stimmt. Tatsächlich schüttele ich den Kopf, weil der Stil einfallslos und langweilig ist. Danach wird es meistens nicht besser, denn es folgen typische Sätze wie: „Seit 10 Jahren arbeite ich als Mitarbeiter / Mitarbeiterin bei einem Unternehmen in der XY-Branche, davor war ich beschäftigt als … bei …“ Diese Informationen finde ich üblicherweise mit einem Blick in den Lebenslauf. Warum wird hierfür wertvoller Platz im Anschreiben verschwendet? Und natürlich beschreibt sich heute jeder als teamfähig, belastbar und kommunikativ – in genau dieser Reihenfolge. - - So bewerben Sie sich auf keinen Fall richtig.
Solche Bewerbungen machen niemanden neugierig. Sie sind ein seltener Spezialisten? Dann kann es sein, dass Sie trotzdem zu einem Gespräch eingeladen werden.- Alle anderen sind erst mal draußen.
Unternehmen suchen Menschen, die verstehen, was das Unternehmen braucht. Menschen, die sorgfältig abwägen, ob Sie die Anforderungen erfüllen und ein klares Ziel haben.
Ich gebe zu - Bei manchen Stellenanzeigen ist das nicht so einfach. Weiter unten gehts zu meinem Leitfaden “Stellenanzeigen entschlüsseln”
Tipp 2 - Ihr überzeugendes Anschreiben
Machen Sie mit anhand von konkreten Beispielen klar, welche passenden Erfahrungen Sie gemacht haben. z.B. "Sie suchen Kompetenz in der Bilanzbuchhaltung - ich war bei meinem letzten Arbeitgeber für die vollständige Buchhaltung einer Tochterfirma verantwortlich - einschließlich der Jahresabschlüsse”
Überzeugen Sie den Adressaten von Ihren Stärken, Fähigkeiten und Ihrer Motivation.
Nicht mit leeren Floskeln, sondern mit konkreten Belegen für Ihre Aussagen. “Zahlen begeistern mich. Ich war verantwortlich für das monatliche Reporting. Ich war jedesmal wieder begeistert, wenn am Ende des Monats alle unternehmensrelevanten Zahlen aufbereitet vorlagen.”
Zeigen Sie, dass Sie die Anforderungen verstanden haben und sich mit der Stelle beschäftigt haben.
Sie haben keine einschlägigen Erfahrungen, aber sind sich sicher sind, die beschriebenen Aufgaben zu erfüllen? Jetzt geht es um eine gute Begründung. Was macht Sie so sicher, dass Sie der oder die Richtige für den Job sind? Nur zu sagen: “Ich finde das spannend und traue es mir zu” - wird nicht reichen.
Es ist eine gute “Übersetzungs-Leistung” für mindesten drei Anforderungen nötig - in etwa so: “Ich habe auf meiner letzten Position, diese Aufgaben erfolgreich übernommen, da es mir gelingt mich schnell in neue Sachverhalte einzuarbeiten. Daher bin ich mir sicher, dass ich mich in die Aufgabe xy (aus der Stellenanzeige) einarbeiten werde.”
Diese Übersetzung für den Adressaten Ihrer Bewerbung muss sitzen und neugierig machen. Dann haben Sie vielleicht eine Chance - je nachdem wie Ihr Gegenüber tickt. Bleiben Sie auch hier realistisch mit Ihrer Selbsteinschätzung.
Stellen Sie selbstbewusst dar, was Sie noch an Know-How und Erfahrung zu bieten haben. Sie machen ein Angebot und sind keine Bittstellerin oder Bittsteller. Klar, Sie suchen einen Job, aber der soll zu Ihnen passen und Sie weiterbringen. Davon sollten Sie sich auch nicht abbringen lassen, wenn Sie arbeitslos sind.
Tipp 3 - Lebenslauf strukturiert und kompakt
Oft höre ich die Frage, wie lang soll ein Lebenslauf eigentlich sein. Klare Antwort: Es kommt drauf an. Je umfassender Ihre Berufserfahrung ist, umso mehr Seiten wird Ihr Lebenslauf umfassen. Mehr als drei bis fünf Seiten wird allerdings niemand wirklich lesen - z.T. sind Sie auch die Dateigröße in den Bewerbungsportalen limitiert.
Der Lebenslauf soll einen kompakten und strukturierten Überblick über Ihre beruflichen Erfahrungen geben.
Ihre Berufserfahrung
Auch hier gilt, die wichtigste Erfahrung an erste Stelle, die unwichtigste zuletzt. Nicht jede Ihrer Berufserfahrungen ist für einen neuen Arbeitgeber interessant. Beschränken Sie sich auf Wissen, das zur ausgeschriebenen Position passt.
Ergänzen Sie den Namen eine früheren Arbeitgebers mit ein bis zwei Zeilen: Was hat das Unternehmen verkauft / hergestellt. Wenn Sie es wissen ergänzen Sie die Angabe um die Zahl der Beschäftigten.
Was war Ihre Aufgabe / Position im Unternehmen
Projekte oder Studienarbeiten
Wenn Sie an Projekten mitgearbeitet haben, kann es für einen neuen Arbeitgeber spannend sein mehr über die Projekte zu erfahren. Worum ging es? Welches Ergebnis? Ihre Rolle im Projekt.
Diese Informationen sprengen einen Lebenslauf. Erstellen Sie eine separate Liste mit den Projektinformationen.
Sie starten gerade nach dem Studium mit der Jobsucher, dann können Sie in so einer separaten Liste mehr über Ihre Abschlussarbeiten und spannende Veranstaltungen oder Projekte während des Studium berichten.
Immer unter der Maßgabe: es hat einen Bezug zum ausgeschriebenen Job oder den Aktivitäten des Unternehmens.
Berufsausbildung / Weiterbildung
Außerdem gehört Ihre Ausbildung ( duale Ausbildung, Studium, anerkannte Weiterbildungen) in den Lebenslauf. Nicht jedes mehrstündige Webinar ist interessant, es sei denn es passt zur Stelle. Wer frisch aus der Uni kommt, kann auch Angaben zur Abschlussarbeit machen - wenn es für die Position relevant ist.
weitere Kenntnisse
Ergänzt wird der Lebenslauf durch Sprach- und IT-Kenntnisse. Nur Sprachen, die Sie berufssicher beherrschen und zum Unternehmen passen sind an dieser Stelle interessant. Das gleiche gilt für Ihre IT-Erfahrungen.
Persönliches / Hobbys
Welche persönlichen Angaben Sie machen, entscheiden Sie. Auch über Hobbys müssen Sie keine Aussagen machen. Ein aktiver Fußballspieler oder eine aktive Fußballspielerin könnten auch abschrecken, denn das Verletzungsrisiko ist hoch und damit auch der Krankenstand. Das mag nicht jedes Unternehmen.
Wenn Sie sich bei der freiwilligen Feuerwehr oder dem THW engagieren, sollten Sie dies spätestens im Vorstellungsgespräch erwähnen.
Anlagen und sonstiges
Das Sammeln von unnötigen Zertifikaten und Zeugnisse hat inzwischen nachgelassen. Wenn SIe außer Anschreiben und Lebenslauf etwas einreichen oder hochladen möchten, wählen Sie wichtige Ausbildungsnachweise.
Generelles
Vermeiden Sie im Anschreiben und Lebenslauf spezielle Begriffe und Abkürzungen, die nicht jeder kennen muss. Bleiben Sie mit Ihrer Sprache bei sich selbst. Hochgestochenes Deutsch klingt vielleicht gut, wenn es nicht Ihre Umgangssprache ist - Finger weg. Zu kumpelhaft sollte der Text allerdings auch nicht sein.
Noch ein Tipp: Vermeiden Sie Spezialausdrücke, die ein Firmenfremder nicht versteht. Wer Ihre Unterlagen liest, kennt Ihre bisherigen Arbeitgeber nicht unbedingt, möchte aber Ihre Leistungen und Ihre Fähigkeiten einschätzen können. Weiterbildungen sind übrigens im Lebenslauf nur dann interessant, wenn sie relevant für die neue Aufgabe oder ganz aktuell sind.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer nächsten Bewerbung.
Wenn Sie Tipps für die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch haben möchten: Hier sind meine Blog-Artikel dazu. Jobwechsel - Vorstellungsgespräch - Fragen - Bewerbungsgespräch - Antworten
In meinem kostenlosen Leitfaden "Stellenanzeigen entschlüsseln" erfahren Sie mehr über Stellenanzeigen.
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